Janine S., Spezialistin Informationsmanagement


Janine S. – Spezialistin für Informations­management

Studienabschluss: Bibliotheks­management (B. A.), Informations­­wissenschaften (M. A.)

Bildquelle: privat

Stellen Sie sich und Ihren Beruf bitte kurz vor.

„Ich habe direkt nach meinem Bachelor- und Master­studium an der FH Potsdam als ‚Spezialistin Informations­management‘ für das Qualitäts­management (QM) eines Medizin­produkte­herstellers angefangen. Dabei be­treue ich das ISO-zerti­fizierte QM-System sowohl inhalt­lich als auch admini­strativ.“


Beschreiben Sie bitte Ihre Arbeit: Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

„Die An­forderungen an das QM-System ändern sich regel­mäßig, zum Bei­spiel durch interne und externe Audits, Aktuali­sierungen der Normen und Regu­larien, sowie interne Um­struktu­rierungen. Aus diesem Grund führen wir regel­mäßige Updates des QM-Systems durch, wobei die Vor­bereitung und Durch­führung dieser Updates einen wesent­lichen Teil meiner Arbeit dar­stellt.

Weiter­hin bin ich für die Pflege und technische Weiter­entwicklung des QM-Systems ver­antwortlich, z.B. durch das Schreiben neuer Prüf­routinen mit XSL oder Ver­besserungen am Content-Management-System.

Neben diesen ‚all­täglichen‘ Aufgaben führe ich auch stets kleinere Projekte durch, wie z.B. das Schreiben von XSL-Skripten zur auto­matischen Gene­rierung von Dokumenten (WordML), oder die Vor­bereitung, Durch­führung und Vali­dierung von Software-Upgrades.“


Warum haben Sie sich für den Studiengang Bibliothekswissenschaft entschieden?

„Während meiner Schul­zeit habe ich ein längeres Praktikum in einer Stadt­bibliothek ge­macht und ent­deckte dabei meinen Hang zur Ordnung, sowie ein ge­wisses Organisations­talent bei Ver­anstaltungen.

Was mich außer­dem an einem Job als Biblio­thekarin ge­reizt hat, waren die vielen Wider­sprüche: sowohl ein ruhiger ‚Schreib­tisch­job‘ als auch der Um­gang mit Menschen, die strikte Ordnung des Bestandes sowie der kreative Umgang damit bei Ver­anstaltungen und der Öffentlich­keits­arbeit – und das Wissen, dass ein ‚Psst!‘ in einer Biblio­thek nicht immer er­wünscht ist.“


Schildern Sie bitte Ihren beruflichen Werdegang: Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Beruf gekommen?

„Nach meinem Bachelor­studium habe ich an der FH Potsdam noch den Master ab­solviert und sehe mich seit­dem auch mehr als Informations­wissen­schaftlerin denn als Biblio­thekarin. Meine jetzige Stelle war eigent­lich für einen Informatiker aus­geschrieben, doch letzt­endlich wurde ich ein­gestellt, da viele Unter­nehmen immer noch nicht wissen, dass sie eigentlich Informations­wissen­schaftler brauchen – und dass es diese auch gibt.

Den­noch war der Job ein Wagnis, denn meine XSL-Fähigkeiten und auch mein Wissen über Medizin­produkte waren zu Beginn noch sehr dürftig. Doch ich war neu­gierig und offen, bereit zu lernen und konnte mir daher bereits viele neue Fähig­keiten aneignen.“


Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit?

„Mich fasziniert es, technischen Fehlern auf den Grund zu gehen, sie zu be­heben und Prüf­routinen zur Prävention weiterer Fehler ab­zuleiten. Es ist toll, den (inhalt­lich arbeitenden) Kollegen tech­nische Er­leichterungen zu ver­schaffen, das System am Laufen zu halten und es selbst­ständig weiter­entwickeln zu können. Die Arbeit im Team be­geistert mich dabei immer wieder von neuem, denn einzelne Arbeits­schritte müssen naht­los in­einander greifen und die Koordi­nation gut funktionieren.“


Was erleben Sie als Herausforderung bei Ihrer Tätigkeit? Was macht das ganze eventuell schwer?

„Das Lernen von Sprachen fiel mir schon immer schwer, doch in einem großen Unter­nehmen wird Englisch stets voraus­gesetzt – und zwar nicht nur beim Lesen, sondern vor allem auch beim Schreiben und Sprechen. Ich habe dabei fest­gestellt, dass es einen großen Unter­schied zwischen dem ‚passivem Ver­stehen‘ und der ‚aktiven An­wendung‘ der Sprache gibt.“


Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während Ihres Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

„Im Studium habe ich gelernt, komplexe Aufgaben so zu zer­legen, dass man sie leicht be­wältigen kann. Diese Form der Struktu­rierung und Selbst­ständig­keit hilft mir auch heute noch oft, neue Projekte und Auf­gaben zu be­ginnen.

Auch die vielen Team­arbeiten zeigten mir, wie wichtig es ist, zu­verlässig und quali­tativ zu arbeiten, außer­dem weckten sie bei mir Toleranz für andere Arbeits­methoden und vor allem auch Offen­heit gegen­über Kritik.“


Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

„Meine Zeit beim Studierenden­rat hat mich nicht nur mit anderen Studien­gängen und Semestern ver­netzt, sondern auch mein Selbst­bewusstsein gestärkt. Ich habe un­glaublich viel dazu gelernt, konnte anderen Studierenden helfen und – ganz wichtig – etwas be­wirken.

Durch die gute Ver­netzung kommt man auf tolle Projekt­ideen, wird zu Messen und Ver­anstaltungen mit­genommen, die man alleine wohl nicht besucht hätte, und wird mutiger, auch mal die eigene Meinung zu äußern.“


Was sollte man an Interessen bzw. Fähigkeiten für dieses Berufsfeld mitbringen, im Studium erwerben oder sich gegebenfalls durch Zusatzqualifikationen aneignen?

„Die Fähig­keit zum logischen und struktu­rierten Denken ist genauso wichtig wie ein intrin­sischer An­spruch zur qualita­tiven Arbeit. Man sollte vor der Program­mierung mit XSL keine Angst und bestenfalls Module zu CMS, BPMN und Projekt­management besucht haben.“


Was würden Sie Studieninteressierten mit auf den Weg geben? Welchen Rat würden Sie zum Studienbeginn erteilen wollen für alle, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben wollen?

„Das Studium bietet sowohl die Zeit als auch den Raum, die eigenen Interessen aus­zuleben und in viele ver­schiedene Fach­richtungen rein­zu­schnuppern. Man kann beispiels­weise in freien Stunden Parallel­veranstaltungen aus dem Archiv- oder IuD-Bereich besuchen oder über Gast­besuche bei anderen Studien­gängen ein breiteres Blick­feld auf unsere Potenziale als Informations­wissen­schaftler zu be­kommen.“