Marco K., Archivar


Marco K. – Archivar

Studien­abschluss: Archiv (B. A.)

Bildquelle: privat

Stellen Sie sich und Ihren Beruf bitte kurz vor.

„Ich bin Absolvent des Bachelor­studien­gangs Archiv am Fach­bereich Informations­wissen­schaften der Fach­hoch­schule Potsdam. Nach dem Abschluss 2014 arbeitete ich für ein Jahr als Archivar und stell­vertretender Archiv­leiter im Archiv der Kirchen­provinz Sachsen in Magdeburg. Seit September 2015 bin ich als Archivar und stell­vertretender Leiter im Landes­kirchen­archiv Dresden an­gestellt.“


Beschreiben Sie bitte Ihre Arbeit: Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

„Einen ‚geregelten’ Arbeits­ablauf gibt es in kleineren Archiven (mit wenig Personal) nicht wirklich. Neben den ‚Standard­aufgaben‘ wie Recherchen, Erschließung, Benutzer­betreuung oder Öffentlich­keits­arbeit bin ich z.B. auch für einen Teil der Archiv­pflege für sächsische Kirch­gemeinden, die Koordinierung der Sicherungs­verfilmung von Kirchen­büchern oder die Betreuung von Praktikanten zu­ständig.“


Warum haben Sie sich für den Studiengang Archiv entschieden?

„Die Ent­scheidung für den Studien­gang Archiv ist bei mir aus meiner Berufs­tätig­keit als Fach­angestellter für Medien- und Informations­dienste (FaMI) Fach­richtung Archiv ent­standen. Nach dem Abitur sollte ‚Irgendwas‘ mit Geschichte kommen. Durch einen Zeitungs­artikel wurde ich auf das Berufs­bild des FaMI auf­merksam. Nach drei­jähriger Aus­bildung und drei Jahren Arbeit als FaMI war die Ent­scheidung für die Weiter­entwicklung durch das Studium ‚nur‘ ein kleiner Schritt.“


Schildern Sie bitte Ihren beruflichen Werdegang: Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Beruf gekommen?

„Durch das Er­lernen des Hand­werks ‚von der Pike auf‘ verlief meine beruf­liche Ent­wicklung sehr linear: Drei Jahre FaMI-Ausbildung und drei Jahre Arbeit als FaMI im Archiv­verbund Bautzen. Im An­schluss daran das Studium an der FH Potsdam und seit September 2014 als Archivar im Archiv der Kirchen­provinz Sachsen bzw. seit September 2015 als Archivar im Landes­kirchen­archiv Dresden.“


Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit?

„Das eigentlich Faszinierende an meiner Tätig­keit be­gründet sich darin, dass ich immer in Archiven mit wenig Personal an­gestellt war bzw. bin. Das setzt eine extrem hohe Flexi­bilität bei den Aufgaben voraus. Dadurch kommt keine Routine auf, jeder Tag oder jeder Benutzer ist anders. Eine weitere faszinierende Angelegen­heit ist das Feld der elektro­nischen Archi­vierung, das für alle Beteiligten einen laufenden Lern­prozess dar­stellt.“


Was erleben Sie als Herausforderung bei Ihrer Tätigkeit? Was macht das ganze eventuell schwer?

„Durch die Viel­falt der Auf­gaben in kleineren Archiven ist eine ent­sprechende Arbeits­organisation als Voraus­setzung für ein ge­ordnetes, schnelles und erfolg­reiches Arbeiten essentiell. Die Bereit­schaft, sich permanent an neuen Aufgaben zu messen und weiter­zu­entwickeln, macht den Beruf zu einer anhal­tenden Heraus­forderung.“


Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während Ihres Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

„Auf­grund der Aus­bildung als FaMI waren mir die ‚klassischen‘ Arbeits­felder bereits be­kannt. Wirklich neu für mich waren die Themen rund um die elektronische Archi­vierung, das Ver­ständnis über den Auf­bau und die Funktions­weise von Dokumenten­management­systemen oder Daten­banken.

Gerade kleinere Archive stehen diesem Umbruch etwas skeptisch gegen­über bzw. können aufgrund fehlender personeller oder finanzieller Ressourcen diesen Um­bruch nicht so voll­ziehen wie größere Archive. Aber das ge­lernte Hand­werks­zeug durch das Studium er­möglicht es mir, diesen Schritt mit­zu­gehen.“


Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

„Es gibt für mich nicht DAS besondere Ereignis während des Studiums, sondern das gesamte Studium an der Fach­hochschule Potsdam war etwas Besonderes. Sicher könnte ich hier von den täglichen Kämpfen und Annehm­lich­keiten eines Studenten der Fach­hoch­schule Potsdam be­richten, aber das wirklich besondere waren letzt­endlich die Professo­rinnen und Professoren sowie die Kommilito­ninnen und Kommili­tonen.

Durch die intensive Zusammen­arbeit sind Beziehungen ent­standen, die über das Studium hinaus bestehen und einen regel­mäßigen Informations­austausch er­möglichen. Ein kleines High­light war sicher meine Mit­hilfe am Auf­bau des Archivs der Fach­hoch­schule Potsdam.“


Was sollte man an Interessen bzw. Fähigkeiten für dieses Berufsfeld mitbringen, im Studium erwerben oder sich gegebenfalls durch Zusatzqualifikationen aneignen?

„Neben dem Interesse für Geschichte bzw. je nach Archiv­sparte auch Interesse für Literatur, Musik, Filme, Kunst etc., sollte man eine hohe Sozial­kompetenz besitzen. Egal ob im Um­gang mit Nutzern, Vor­gesetzten oder dem jeweiligen Archiv­träger ist die Kommunikation sehr wichtig. Die Bereit­schaft, sich permanent weiter­zu­ent­wickeln, egal ob durch den täglichen Arbeits­alltag oder durch Schulungen, sollte eine Grund­voraus­setzung sein.“


Was würden Sie Studieninteressierten mit auf den Weg geben? Welchen Rat würden Sie zum Studienbeginn erteilen wollen für alle, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben wollen?

„Ob der Beruf auch für jeden etwas ist, kann bzw. sollte man im Vor­feld des Studiums durch ein, am besten aber mehrere längere Praktika (verschiedene Archiv­sparten) heraus­finden.

Wichtig ist, dass der Archiv-Beruf weiter von Klischees be­freit wird. Es gibt sicher­lich (noch) Archiva­rinnen und Archivare mit Ärmel­schonern, Mantel und Brille im Keller, aber das ist eine seltene Aus­nahme ge­worden. Ich nutze gern jede Möglich­keit, die Arbeit als Archivarin / Archivar anderen Leuten nahe zu bringen und zu zeigen, dass man mehr macht als nur zu lesen.“